”Kinder sind ein Geschenk Gottes” - so in etwa kann man die türkische Haltung zu kleinen Menschen beschreiben. In vielen alltäglichen Erlebnissen darf ich immer wieder erfahren, wie kinderfreundlich dieses Land doch ist. Davon können wir deutschen wirklich nur lernen!
#Im Flugzeug/im Zug/auf Reisen
Egal wo, Kinder sind gerne gesehen! Lachen sie, so freuen sich alle Mitreisenden. Weinen sie, so bemühen sich alle Mitreisenden sie aufzumuntern. Wenn ich mit Baby einen Bus betrete, dann tue ich hier den anderen Leuten etwas Gutes, I am adding cuteness to the bus! Wenn Babys mit an Bord sind, dann ist für alle die Reise besser, weil dann kann man die schönen Babys anschauen, sie anlachen, vielleicht sogar auf den Arm nehmen, von ihnen positive Lebensenergie tanken. Ja, die Leute sind dankbar dafür, dass ich mein Baby mitbringe - und wenn es zwischendrin mal weint, nun gut, das ist so, andere Babys hätten sicher noch mehr geweint und mein Baby ist eh besonders süß.
#Im Restaraunt
Als unsere Babys noch ganz klein waren, sind wir manchmal während ihres Mittagsschlafs essen gegangen. Mit unserem Zwillingskinderwagen haben wir dann 4 Tische blockiert, doch immer waren wir so willkommen, immer waren alle so bemüht uns Platz zu machen, damit wir durchkommen.
Inzwischen sitzen unsere Babys mit am Tisch. Sie bekommen immer ganz schnell ein Stück Brot, damit sie schonmal an was nagen können. Der Großteil vom Brot fällt natürlich runter. Die Deutsche in mir will dann immer mal das Brot unter den Hochstühlen auflesen, doch nein, das darf ich nicht, dafür gibt es ja Personal. Personal, das dann sich auch noch über einen Babyblick aus nächster Nähe freuen kann.
Einmal hab ich kurz nicht hingeschaut und schon hatte ein Spatz einen Teller in der Hand und schmiss selbigen runter. Beschämt blickte ich auf die Scherben am Boden und mein (vor Schreck) weinendes Baby. Ja, wir hatten die gesamte Aufmerksamkeit auf uns, doch in den Blicken lag eher so ein ”oh, das arme Baby hat sich erschreckt, die Süße, oh...”. Der Kellner war natürlich auch sofort zur Stelle, entschuldigte sich, dass ich kurz aufstehen müsste, und kehrte ohne auch nur einen vorwurfsvollen Blick die Scherben auf.
Ein anderes Mal war neben dem Restaraunt eine kleine Baustelle, es war schon Abend aber dennoch fing dann jemand an mit einem Bohrhammer zu arbeiten. Erschreckt vom plötzlichen Krach weinte mein Baby. Eine Frau am Nachbartisch hat uns beobachtet und gleich dem Kellner Bescheid gesagt. Der ging dann zu dem Bohrhammermensch um ihn zu informieren, dass er jetzt nicht weiterarbeiten könnte, das Kind hätte Angst. Und was passiert? Der Bohrhammer hört nicht nur auf zu bohren, nein, er kommt auch noch zu mir und entschuldigt sich dafür, dass er mein Kind erschreckt hat!
(Nach deutscher Logik hätte ich mich ja einfach an nen anderen Tisch an der anderen Seite des Restaurants gesetzt, doch nein, Kinder sind König)
#Bei der Bank
Da waren sie, die Stufen am Eingang der Bank. Nicht barrierefrei. Nicht zwillingswagengeeignet. So blieb mir nichts anderes übrig, als mir beide Kinder unter den Arm zu klemmen und so die Bank zu betreten. Alle Blicke auf mich, strahlende Gesichter, oh wie toll, zwei Babys, alle freuen sich. Am Schalter konnte ich immerhin die Kinder ganz gut auf diese Handtaschenablage vor dem Schalter setzen. Doch als es dann ans Karten aus dem Geldbeutel holen ging, wurde es doch kompliziert mit so zwei Zappelspatzen. Also hat die nette Bankfrau angeboten, eine auf ihren Schoß zu nehmen. Da saß sie dann meine Krabbe, hinter dem Bankschalter wie ne Große! Natürlich waren da jede Menge interessante Dinge, Stifte, Papier, Kabel, Tastatur, ... Die Bankfrau hat der Krabbe dann schnell ein Blatt Papier zum Spielen in die Hand gedrückt, und dann noch eins, als das zu Boden flog, und dann noch eins, und noch eins. Der Gerechtigkeit wegen bekam natürlich auch die Robbe Papier zum runterwerfen.
Ich muss nicht mehr erwähnen, dass die Bankfrau total glücklich war, dass ich gerade an ihren Schalter gekommen bin?
#Im Staßenverkehr
Mit Kinderwagen eine Straße zu überqueren ist nicht so einfach. Den Wagen schiebt man ja vorne, aber eigentlich müsste man ja vor dem Wagen stehen um sehen zu können, ob die Straße frei ist.
Gut, dass Kinderwägen offensichtlich Vorfahrt haben. Es passiert mir ständig, dass ein Auto extra für mich hält, bei einer zweispurigen Straße sogar in die Mitte fährt um die Straße komplett für mir zu blockieren. Einmal hat ein hinteres Auto deswegen gehupt, da sprang der Fahrer, der angehaltet hatte raus und schrie erbost, was dem Typ den einfalle, hier wären doch Kinder die über die Straße müssten! Auch ein Polizist hat schonmal ne Straße für mich gesperrt, damit ich rüber kann.
#An der Uni
Mein Prof fragt mich immer zuerst wie es meinen Kindern geht. Dann fragt er, ob ich vielleicht an meiner Masterarbeit etwas gemacht habe. Natürlich erwartet er das nicht, denn die Kinder gehen ja vor. Er rät mir dann, jetzt meine Babys zu genießen, sie sind ja schließlich nur einmal klein. Mit der Arbeit habe ich ja noch Zeit, das werde ich schon schaffen, ob er mir irgendwie noch helfen kann?
#Egal wo
Ich bekomme immer freundliche Blicke, lächeln, nachfragen ob ich Hilfe brauche, man sagt mir wie schön meine Kinder sind, man wünscht mir Gottes Segen und Hilfe sie großzuziehen, sobald ich mit Kind/ern auftauche finden mich alle ganz ganz toll.